Es ist einer der düsteren Tage, vielleicht sogar einer der düstersten Tage. Ich bin es Leid, ich bin es Leid das das Leben sich nicht ansatzweise so entwickelt wie erhofft, erwünscht oder erträumt. Ich habe gerade etwas getrunken, etwas viel, viel allein.
Es ist schwierig, ich weiß nicht so recht was ich von mir und meinen Entscheidungen halten soll. Meine Realität fühlt sich verknotet an. Es ist so ein Unterschied wie zwischen Hollywood und Realität. Vielleicht auch eine Mischung aus letzter Abfahrt und einem kaputten Fahrkarten Automat. Jeder war sicher schon mal im Leben an dem Punkt wo er zurückschaut. Zurück… eine verkorkste Kindheit, eine verkorkste Jugend und…. ihr könnt es euch denken. Mein Leben fühlt sich nicht gut an, selbst nach 36 Jahren fühlt es sich nicht an wie mein Leben.
Man sagt ja oft zu Kindern oder Jugendlichen sie müssen sich selbst finden, aber niemand sagt einem wann man sich gefunden hat. Ich bin 36 Jahre alt und fühle mich wie 16, ich durchsuche die letzen 20 Jahren nach einprägsamen Höhepunkten, doch finde bis auf die Geburt meiner Tochter nichts. Mein ganzes Leben fühlt sich falsch und ungelebt an. Wie ein Leben das einem Fremden gehört. Ein Leben in das ich nur mal rein schaue und auch schon wieder raus schlüpfe, leider bin ich gefangen. Gefangen in Pflicht und Verantwortung, es wird immer schwerer und unerträglicher.
Was ist passiert? Eine sehr bewegte Kindheit, voll von Heim, Zucht und Gewalt. Ich war ein eher ruhiges Kind, ein Kind das man zeigen konnte und wollte. Ein Kind das aufpasste was es sagte und niemanden in Verlegenheit bringen wollte. Ein Kind das man gut kontrollieren konnte und still und ruhig auch die Schatten des Lebens gewähren lies. Mein Selbstbewusstsein gründete sich auf das Gutdünken der anderen. War ich brav? War man mit mir zufrieden? War ich einfach?
Dies ist lange her, weit zurück wie die ersten Farbfilme oder die ersten fiepsigen Computerspiele. Was habe ich in meinem Leben erreicht? Was war/ist das Ziel meines Lebens? Wo führt es mich hin? Erreiche ich irgendwann einen Lohn für meine Strapazen und wieviel wiegen meine Erduldungen?
Es ist 1:24 Uhr, es ist Mittwoch und es ist egal. Ich bin an einem Punkt in meinem Leben wo ich selbst von mir wenig halte und ich gern das Buch darstelle in dem alle gern Lesen. Ich bin nicht traurig, ich bin nur sehr ausgebrannt. Ausgebrannt vom Leben, ausgebrannt von der Gesellschaft, ausgebrannt von Beruf. Wenn man mich heute fragen würde was ich bin, würde ich antworten: „Ein guter Webprogrammierer/Designer mi mässigen Erfolg und der falschen Strategie sich selbst zu vermarkten.“ Wo will ich hin? Ich möchte gern Menschen die mich zu schätzen wissen ,vielleicht ein Team oder gar eine Firma? Menschen die meine Arbeit würdigen und wo Geld nicht das vorrangige Thema ist.
Ich möchte gern von meiner Arbeit gut leben können, nicht überschwänglich, aber 1-2 Urlaube pro Jahr mit 13. Monatsgehalt hört sich gut an. ICh möchte für meine Tochter da sein, ich möchte Zeit und Geld haben um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen. Ich möchte nicht das jemand so eine Kindheit wie meine durchleben muss. Was war so schlimm an meiner Kindheit? Nicht die Schatten und das was sie taten, schlimm war die Angst um die Menschen die mir nahe standen. Die Angst um Mutter und Leben.
Ich fragte mich früher oft ob ich anders bin, das Leben zeigte mir nun das ich sehr viel anders bin, aber das Leben zeigte mir nicht wie ich mit dem „anders“-sein umgehen soll. Was brennt mir auf der Seele? Eine Sache, keinen Platz zu haben. Ich möchte gern etwas für das Allgemeinwohl tun und davon leben können. Ich möchte nicht jeden Monat um meine Existenz bangen und jeden Monat wie in einem Hamsterrad mich erneut um das morgen sorgen. Ich möchte einen Platz in der Gesellschaft der mir das Gefühl gibt nützlich zu sein und nicht fehl am Platz. Ein Platz wo ich meine Leidenschaft zu 1 und 0 ausleben kann. Mögen Menschen doch mit mir Geld verdienen, mögen sie aber auch mir genug Freiraum lassen um ein Leben zu führen, für was ich mich nicht schämen muss.
Oft habe ich mich gefragt, was ist wenn du eine Entscheidung in deinem Leben rückgängig machen könntest, welche würde es sein? Und mir kommt immer ein Tag in den Sinn, der Tag an dem ich aus dem Heim geholt wurde. Ich wünschte ich wäre dort geblieben, hätte eine gute Ausbildung genossen und wäre nicht so vielen Frivolitäten und Perversionen ausgesetzt gewesen.
Ich weiß das ich anders bin, ich merke es oft, an den Reaktionen der Leuten auf meine Aussagen und Analysen. Das wäre soweit auch ok, jedoch gibt es ein Problem, ich fühle mich oft wie 6 Milliarden zu 1. Es gab eine Stelle im Leben die mich so richtig ausgetrickst hat, eine Falle, eine Illusion, das kurzzeitige Gefühl von Glück und Harmonie. Ich denke heute noch immer über diesen Punkt in meinem Leben nach. Es war ein kurzer Moment, aber doch spüre ich immer noch das Echo des Glücks. Für wenige Wochen hatte ich das Gefühl, das schöne und intelligente Menschen jeden Tag genießen dürfen und gar nicht wissen welches Glück sie haben.
Da ich nicht an Gott glaube, glaube ich auch nicht an Schicksal, für mich sind alles zufällige Verkettungen von Ereignissen und dementsprechend habe ich auch nur bedingten Einfluß auf mein Leben (nach meinem Denken), aber ich bin Dankbar für diese eine Sache. Ich wünschte ich könnte dieses Gefühl, diesen Lebensabschnitt auf Band aufbewahren und mir ab und an in düsteren Stunden erneut mein Leib zum leuchten bringen. Doch leider ist es mir nicht vergönnt und mir bleibt nur das Echo der Vergangenheit.
Wer bin ich? Was bin ich? Wie ticke ich? Ich weiß es nicht, viele Menschen bezeichnen mich gern als Arrogant und sind der Meinung das ich genau weiß wo ich stehe und wie man das Leben anpackt. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nichts. Ich bin mir mit meiner selbst absolut mit nichts sicher. Ich versuche ehrlich zu sein wo es mir möglich ist und nach den moralischen Grundsätzen zu handeln. Leider fällt mir das in Gegenwart der „Menschlichkeit“ immer schwerer. Die Welt ist voll von Egoismus und Gier, Gier die immer mehr Hunger nach Macht nach sich zieht, Gier die über Moral und Vernunft steht. Ich wünschte oft ich könnte eine neue Gesellschaft gründen oder Menschen separieren, Menschen die nach „guten“ moralischen Grundsätzen handeln vom groben Rest zu trennen. Doch wo ist dies Möglich? Überall gibt es Menschen, und wo Menschen, da auch immer das breite Spektrum von menschlichen Abgründen und Menschlichkeit.
Wohin des Wegs kleiner Mann? Ich weiß es nicht! Will ich es wissen? Ich wünsche mir das es mehr Menschen mit Ethik gibt, mehr Menschen mit moralisch ähnlichen Grundsätzen und Ansichten. Aber vielleicht sind meine Ansichten ja falsch? Vielleicht bin ich ja die Mutation und der Virus den es zu bekämpfen gilt? Vielleicht störe ich ja die natürliche Ordnung? Bin ich ein verlorenes Experiment oder wert weiter meine Existenz weiter auszubauen?
Ich schweife ab und denke zurück an die Zeit voller Philosophie und Kreativität. Die Zeit wo noch alles Möglich schien. Wo die Nacht schwanger von Mystik und Magie zu sein schien. Es war die Zeit wo ich einst nur knapp über 20 war. Erinnern sie sich an die Zeit zwischen 20 und 30? Alles schien möglich, so viele Träume, so viele Möglichkeiten. Man wollte an das Gute in der Welt glauben, an die Dinge die wirklich wichtig schienen. Man wollte etwas für die Allgemeinheit tun, ein treibendes Rad im Uhrwerk der Gesellschaft und kein Mitläufer. Was ist heute? Nun die Träume sind immer noch die gleichen, doch die Träume sind mit der Realität kollidiert.
Es ist jetzt 1:50 und ich habe den Drang zu Veränderung. Ich blicke zurück und stelle fest, das brauch ich alles nicht. Man sollte nicht an alten Dingen festhalten, das Leben verändert sich. Wer sich nicht verändert ist wie ein Stock im Getriebe. Sei kein Stock, sei ein Rädchen das die anderen Rädchen mit antreibt. Habe keine Angst Hilfe anzunehmen und höre nicht auf anzutreiben. Das Leben ist nicht die Regierung oder die Vergangenheit deiner selbst. Das Leben ist immer das Jetzt, dieser Moment der Verstreicht. Es ist völlig egal ob du als Kind gequält wurdest, ob du viel Leid gesehen hast oder dein Leben voller Prunk und Glitzer war. All dies tut nichts zur Sache, denn das Leben ist immer nur der aktuelle Moment, denn nur über diesen hast du Gewalt.
Egal ob du 16, 36 oder 86 bist. Jeder Tag ist ein Teil deines Lebens, ein Teil der deine Geschichte schreibt, aber nur jetzt und hier bestimmt dein sein. Du kannst jeden Tag der Mensch sein der du willst. Ich weiß es hört sich an wie ein Glückskeks aus den 90ern, aber es gibt nichts Anderes. Dein Glück liegt nicht in deinen Händen, aber in deinen Augen und deinen Gedanken. Es kommt immer darauf an wie du die Welt siehst.
Ich hatte viel Leid in Kindheit und Jugend zu ertragen, aber ich blicke auch auf den Menschen der aus mir geworden ist. Auf die Dinge die mich nicht beeinflusst haben, denen ich getrotzt und widerstanden habe. Es ist egal wo du (oder ich) jetzt im Leben stehen, wie alt man ist oder wo man hätte sein können. Es ist wichtig das du jetzt dein Ziel ausmachst und die Segel setzt.
Worauf ich stolz bin? Nun ich habe eine wirklich bewegte Kindheit mit viel Leid, eine eigenartige Jugend, ich war immer der Aussenseiter und wurde nur unter ähnlichen Freaks akzeptiert, aber hey, ich bin ein moralisch einwandfreies Mitglied der Gesellschaft, ich habe mich von den Fesseln und Lasten der Eltern und Jugend befreit. Ich bin zu einem offenen Geist geworden der es nie müde ist zu hinterfragen. Ich bin ein Querdenker und oft sehr schwierig, aber auch genau dies bereichert die Gemeinschaft. Ich bin vielleicht nicht da wo ich gern wäre, aber ich trage die Last, die nicht viele andere tragen könnten und trage auf diese Weise auch meinen Beitrag zum wir bei.
Gebt nicht auf, egal wie verworren ihr vielleicht euch fühlen mögt. Auch wenn ihr das Gefühl habt nirgends wirklich hinzupassen, kein Zuhause zu haben und von der Gesellschaft abgelehnt zu werden, genau das sind meist die Menschen, die dem Wir das Meiste zu geben haben.
Gute Nacht, morgen sieht die Welt aber nicht besser aus, mit etwas Glück und Fleiß dafür übermorgen ;)
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